董宝鸿 Dong Baohong (frühe Qing)

   
   
   
   
   

闺中杂诗

Im Frauengemach frei verfasst

   
   
静处深闺里, Ich lebe still und abgeschieden im Frauengemach
闲情寓以诗。 Meine wandernden Gedanken vertraue ich meinen Gedichten an
碧窗横卷册, Am grünen Fenster liegen Bücher kreuz und quer herum
银管架花枝。 Ein silberverzierter Pinselstiel dient als Ständer für einen Blütenzweig
绣只春风觉, Wenn ich sticke, ist es nur dem Frühlingswind bewusst
吟惟夜月知。 Wenn ich Gedichte schreibe, weiß es nur der nächtliche Mond
红怜花点径, Rot liebe ich wegen der Blüten, die den Weg besprenkeln
绿爱柳垂丝。 Grün liebe ich wegen der hängenden Zweige der Weide
得句期兄和, Wenn mir ein Vers gelingt, hoffe ich, mein Bruder wird ihn erwidern
添香怪婢迟。 Der Dienerin werfe ich vor, den Weihrauch zu spät aufzufüllen
幽居偏寂寞, Wer abgelegen lebt, neigt zu Einsamkeit
常分自操持。 Doch die täglichen Pflichten kann ich selbst erledigen
描凤初非志, Phönixe zeichnen war ursprünglich nicht meine Absicht
涂鸦不点脂。 Ich male zu flüchtig und schminke mich nicht
父书堆一案, Vater's Bücher häufen sich an auf dem Tisch
母训退叁思。 Mutter mahnt mich, innezuhalten und sorgfältig nachzudenken
怀古崇芳烈, Wenn ich über die alten Zeiten sinniere, verehre ich die Tugendhaften
居今美孝慈。 Da ich heute lebe, rühme ich Kindespflicht und Gehorsam
粉龛藏翰墨, In meiner Schminknische verstecke ich Pinsel und Tusche
镜槛叠文辞。 Auf meinem Spiegeltisch stapeln sich meine Schriften
近事还从俗, Oberflächliches richtet sich nach den Sitten der Zeit
新妝勉入時。 Frisch schön gemacht, bemühe ich mich, mit der Mode zu gehen
抽身浑一笑, Ich drehe mich um und breche in Lachen aus
洗砚亦临池。 Den Tuschestein wasche ich auch am Teich